Unser neues Wohnmobil: der Ford Big Nugget – der praktische Kastenwagen

Der sollte es sein: der Big Nugget mit Westfaliaausbau.

Eigentlich wollten wir ja keinen Camper mehr, ich wollte aus gesundheitlichen Gründen nur noch Urlaub in Ferienwohnungen oder -häusern machen. Unseren letzten Wohnwagen hatten wir verkauft, weil das Drumherum für mich zu anstrengend war. Aber in der Praxis hat sich das gar nicht als tauglich erwiesen. Ich kann keine langen Anfahrten mehr machen (Autofahren triggert die Mastzellen), ich schlafe sowieso schlecht und ertrage keine schlechten Betten und das Ein- und Ausräumen von Ferienwohnungen ist auch ganz schön anstrengend. Es macht ja wenig Sinn, wenn ich am Ferienort angekommen tagelang liegen muss.

Der Wunsch nach einem Wohnmobil wuchs und wuchs und natürlich hieß es zuerst: „Wenn wir in Rente sind, kaufen wir uns wieder ein Wohnmobil.“ Aber ich bin ja schon in Rente und ich weiß gar nicht wie fit ich bin, wenn mein Mann Jens in Rente ist. Also haben wir uns doch noch mal auf die Suche nach einem Wohnmobil gemacht.

Die Kriterien waren relativ eindeutig: Ich brauche ein Fahrzeug mit Automatik und am besten mit einem Abstandstempomaten wegen der Muskelprobleme. Das Fahrzeug darf nicht länger als 6 Meter sein, damit man keine weiten Wege gehen muss und möglichst dicht am Ziel parken kann. Zudem wollten wir ein WC an Board und einen großen Kühlschrank wegen der Selbstversorgung. Ich kann nicht unter die Spüle kriechen, möchte also einen gut erreichbaren Kühlschrank. Last nut not least brauchen wir einen großen Stauraum unter dem Bett und einen Platz unter der Dinette, der keine Stufen hat – da müssen schließlich zwei große Hunde liegen.

Der Nugget passt auch auf kleine Stellplätze.

Es gab nur wenige Fahrzeuge, die diese Kriterien erfüllten. Unser Big Nugget hat uns mit seinem relativ großzügigen Raumangebot für die kurze Länge überzeugt. Unter dem Bett ist ausreichend Platz für den großen Paul, Lotta passt unter den Tisch. Das Bett ist 154 cm breit und 200 cm lang, hat also auch eine ausreichende Größe. Die Kaltschaummatratze lagert auf dem Froli-System, ich finde es sehr bequem. Der große Kühlschrank lässt sich von oben befüllen und die Ford Transit Basis hat alle erdenklichen Assistenzsysteme an Board: unter anderem einen Abstandstempomaten und einen Parkassistenten, mit dessen Hilfe ich beispielsweise direkt vor der Uniklinik Münster einparken konnte. Dank Dachklimaanlage muss ich auch nicht so unter der Wärme leiden und die Solaranlage sorgt dafür, dass wir auch mal eine Nacht ohne Strom stehen können.

Praktisches Detail: Der Fliegenvorhang im Heck.

Anfangs gab es einiges an Problemen, die Wasserpumpe lief nicht, das Fahrzeug hat unterwegs die Aufbaubatterie nicht mehr geladen und der Kühlschrank lief andauernd. Wir haben im ersten Urlaub etwas Stress mit dem Batteriemanagement gehabt und ehrlich gesagt in den Wochen danach (zuviel) Zeit in der Werkstatt verbracht. Der Anschluss des Wechselrichters musste korrigiert werden und das Update des Kühlschranks mit einem neuen Steuergerät hat für abstruse Fehlermeldungen und Probleme gesorgt. Ich nehme Daumendrücker entgegen, dass das jetzt langsam mal erledigt ist.

Ein bisschen Hippiebus-Look musste sein!
Den Heckausbau hat Jens selbst gemacht. In der Mitte ist Platz für Paul, links sind die Stühle und rechts Kabel und Wasserkanister.

Reisetipp: Rundreise durch viele Naturparks im Sommer 2024 mit Wohnmobil in Südschweden

Eigentlich hatten wir dieses Jahr geplant, uns in Schweden ein Ferienhaus zu nehmen. Gleichzeitig wuchs in uns der Wunsch, doch lieber mit dem Wohnmobil zu reisen, weil es aufgrund meiner Erkrankung besser ist nur kurze Strecken zu fahren und flexibler zu sein. Zudem ist es mit dem Wohnmobil einfach weniger aufwändig irgendwo anzuhalten und zu übernachten.

Unser neues Wohnmobil ist ein Ford Big Nugget. Ausgestattet mit einem Automatikgetriebe und allen möglichen Assistenzsystemen lässt es sich auch von mir trotz der Muskelproblematik ganz gut fahren, wobei ehrlicherweise Jens die Strecken im Urlaub zurücklegt.

Der neue: ein 6 Meter Kastenwagen mit Automatik, Dachklima und Solar.

Wir sind dann ganz entspannt in mehreren Etappen und mit Zwischenübernachtungen über die Vogelflugroute nach Schweden gefahren und haben uns als erstes Ziel den Nationalpark Söderasen ausgesucht. Der Nationalpark besticht durch tiefe Täler und beindruckende Schluchten. Aber es gibt auch eine behindertenfreundliche Route um den See im Skäralid-Tal, sodass auch ich ein bisschen spazieren gehen konnte, während Jens und Lotta auf Entdeckungstour gegangen sind.

Der Beginn der kurzen Strecke für mich. Toll, dass es in Schweden sowas gibt!

Schwedens Natur ist einzigartig und im ganzen Land verteilt sind 29 ganz unterschiedliche Nationalparks. Der Åsnen Nationalpark besteht zu 75 % aus Wasser. Große Seen und viele Feuchtgebiete, ein Binnenschärengarten und Buchenwald prägen die Landschaft. Natürlich haben wir an einem wunderschönen See gewohnt.

Anders als auf den früheren Schwedenreisen sind wir dieses Mal von Campingplatz zu Campingplatz gereist. Einerseits erspart man sich einfach viel Herumgefahre und Stellplatzsuche, sodass ich nicht zu lange im Auto sitzen musste, andererseits hat die Technik nicht so mitgespielt – die Aufbaubatterien verloren stark an Leistung und müssen von einer Fachwerkstatt geprüft werden.

Nach dem gemütliche Leben am See sind wir an die Ostsee gefahren und unsere nächste Station war in der Nähe von Västervik an der Ostsee. Die „Perle der Ostküste“ liegt in der Provinz Småland und ist recht beliebt bei Sommerurlaubern. Die Schären dort sind wunderschön, für uns war es leider zu touristisch, sodass wir nach einem Tag schon weiter gefahren sind. Aber wir hatten einen schönen Tag am Meer.

In diesem Bereich des Campingplatzes war es etwas ruhiger.

Ein bisschen weiter nördlich auf dem St. Anna Archipel, einem der Schärengärten von Östergötland, war es viel idyllischer. Es gibt viele kleine Inseln und die Region ist bei Kanufahrern sehr beliebt. Hier sind wir dann auch ein paar Tage geblieben und haben einfach die Ruhe und das Meer genossen.

Das ist für mich Schweden: Ruhe und der Blick aufs Wasser.

Ganz in der Nähe in der Stadt Söderköping haben wir einen kleinen Stadtbummel gemacht. Söderköping hat eine süße Altstadt mit Kopfsteinpflaster und Holzhäusern und war im Mittelalter ebenso bedeutend wie Stockholm. Die großen Schiffe, die dort auf dem Götakanal fahren, sind wirklich beeindruckend.

Der im 19. Jahrhundert gebaute Götakanal ist eine beliebte Touristenattraktion.

Wir hätten gerne von hier aus einen Ausflug nach Stockholm gemacht, aber dort waren die citynahen Stellplätze alle ausgebucht und weite Wege sind leider nicht mehr möglich. Wir haben uns dann dazu entschieden wieder ins Landesinnere zu fahren und einen weiteren Nationalpark anzusteuern.

Im Nora Kvill Nationalpark hat Jens dann mit Lotta eine tolle Runde gedreht, für mich waren die Wege steil und zu uneben. Mit seinen riesigen Felsbrocken und den umgestürzten Bäumen gilt der Nora Kvill als kleine Wildmark.

Lotta liebt klettern!

Übernachtet haben wir in Mariannelund. Der Campingplatz liegt direkt neben dem Filmdorf Småland, in dem man Schauplätze der Astrid Lindgren Verfilmungen bewundern kann. Demensprechend war er leider völlig überlaufen, so dass wir dort nur eine Nacht bleiben wollten. Die Umgebung ist aber wirklich wunderschön und sehr zu empfehlen.

Wir haben uns bei Tolk auf einen Natur-Campingplatz wohler gefühlt. So stellt man sich Schweden vor: wunderschöne Natur an einem idyllischen See.

Leider ging unser Weg langsam Richtung Trelleborg, wo wir eine Fähre für den Rückweg gebucht hatten. Ich wollte aber gerne noch mal in einen Elchpark, sodass wir uns in Markaryd mit dem eigenen Bulli auf Safaritour begeben haben.

Die Elche bleiben dicht am Wegesrand liegen.
So wunderschöne Tiere!

In Markaryd gibt es auch einen tollen Campingplatz direkt am See mit einem Badeplatz.

Schöner geht es gar nicht mehr, also nehmen wir einfach beeindruckender: Hovs Hallar Naturreservat. Die beeindruckenden Klippen sind zwar gut besucht, aber auch wirklich einen Ausflug wert!

Jens und die Hunde waren ein bisschen auf den Felsen unterwegs.

Zu gerne wäre ich dort auch bis ans Meer runtergegangen, doch die Wege waren natürlich zu felsig und steil für mich. Wir sind dann stattdessen nach Vejbystrand weiter gefahren, wo wir alle ins Wasser konnten. Es gibt dort nicht nur einen schönen Hundestrand, sondern auch einen verwunschenen Wald, mit bizarren Bäumen, die der Wind geformt hat.

Sieht aus wie Trollskogen auf Öland ist aber Vejbystrand an der Westküste.

Unsere letzte Station vor der Fähre sollte dann nicht zu trubelig und überlaufen sein, die Camping und Stellplätze in Hafennähe sind erfahrungsgemäß nicht schön, weshalb wir noch mal im Söderasen Nationalpark angehalten haben.

Hier konnten die Hunde nochmal ausgiebig plantschen.

Ich bin froh, dass ich trotz meiner Multisystemerkrankung in den Urlaub fahren konnte. Die Symptome, die von neurologischen, kardiovaskulären, gastrointestinalen bis zu muskuloskeletalen uvm. reichen, machen das nicht immer einfach, aber ich habe mir fest vorgenommen: Wir kommen ganz sicher wieder!

Ganz vorne steht der Nugget – der will wieder zurück nach Schweden.